Ein Mann im schwarzen T-Shirt mit Logos von der DFL Stiftung und Deutschen Sporthilfeguckt auf das Stadion und zeigt beide Daumen nach oben

07.07.2020

Nachgefragt: Spitzensport in Zeiten von Corona

In bisher mehr als zehn Jahren hat die DFL Stiftung über die Stiftung Deutsche Sporthilfe bereits über 550 junge Sportlerinnen und Sportler unterstützt – finanziell und mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen und Veranstaltungen. Im Rahmen unserer Interview-Reihe „Nachgefragt“ haben wir mit Thomas Gutekunst, Mitglied des Vorstands der Deutschen Sporthilfe, und der 19-jährigen Skisprung-Medaillenhoffnung Selina Freitag über Herausforderungen, Chancen und Wünsche gesprochen.

„Die größte Sorge war und ist noch immer die Unsicherheit, mit der die Athleten konfrontiert sind.“ (Thomas Gutekunst, Stiftung Deutsche Sporthilfe)

Thomas, als langjähriger Sporthilfe-Mitarbeiter erlebst Du die Partnerschaft zwischen DFL Stiftung und Deutscher Sporthilfe beinahe von Anfang an mit, hast sie zeitweise auch direkt begleitet. An welche Momente erinnerst Du Dich besonders gut, welche sind Deine bisherigen Highlights?

In besonderer Erinnerung habe ich die vielen schönen Begegnungen zwischen olympischen bzw. paralympischen Athleten und Fußballern. Für beide Seiten ist dieser Austausch etwas Besonderes. Das begann mit den ersten TV-Spots, in denen etwa die Moderne Fünfkämpferin Lena Schöneborn auf Felix Magath oder Judoka Ole Bischof auf Thomas Hitzlsperger traf, und setzt sich fort bis zur jüngsten, bislang größten Kampagne #SeiteanSeite. Highlights sind für mich auch immer wieder die gemeinsamen Aktionstage, etwa beim Supercup, bei denen die Partnerschaft öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt wird und Sporthilfe-Athleten ihren großen Auftritt bekommen.

Thomas, die Olympischen und Paralympischen Spiele wurden aufgrund der Corona-Pandemie verschoben, Trainings- und Spielbetrieb wurden zwischenzeitlich ausgesetzt oder komplett abgebrochen. Was waren und sind die größten Sorgen der Athletinnen und Athleten und wie geht Ihr als Förderer damit um?

Die größte Sorge war und ist noch immer die Unsicherheit, mit der die Athleten konfrontiert sind. Wann es mit den Wettkämpfen wieder los geht, ist in vielen Sportarten nicht absehbar. Da war es uns als Sporthilfe wichtig, dass wir noch vor der Olympia-Verschiebung die aktuelle Förderung für 2020 zusichern konnten. Damit konnten wir den Athleten größtmögliche Planungssicherheit bieten. Zudem haben wir viele unserer Angebote für die berufliche und persönliche Entwicklung der Athleten ins Digitale übersetzt, um ihnen auch in schwierigen Zeiten Orientierung zu geben – zum Beispiel mit dem virtuellen Bewerbertraining oder der neuen Diskussionsreihe Sporthilfe Elite-Talks.

„Skispringen war für mich schon immer die Sportart Nummer eins, trotzdem probiere ich auch viele andere Sportarten aus.“ (Selina Freitag, Skispringerin & Nachwuchselite-Athletin)

Nachwuchselite-Athletin Selina Freitag begann im Alter von sechs Jahren mit dem Skispringen. ©Anna Nagel

Selina, Du bist als Wintersportlerin im Sommer vermeintlich nicht so stark eingeschränkt durch die Corona-Pandemie. Was waren die größten Herausforderungen für Dich und wie geht es weiter?

Mit etwas Improvisation konnte ich mich doch wieder ganz gut auf die kommende Saison vorbereiten. Das Training an der frischen Luft fand zum Beispiel komplett zu Hause statt. Zusammen in der Gruppe macht es aber dennoch mehr Spaß. In der nächsten Saison werde ich meinen Schwerpunkt auf die Technik legen und auf die Junioren-Weltmeisterschaft in Polen hinarbeiten.

Das Talent zum Skispringen wurde Dir quasi in die Wiege gelegt – Dein Vater Holger Freitag ist erfolgreich für die DDR gesprungen, Dein Bruder Richard holte mit dem Team Silber bei Olympia 2018. Erinnerst Du Dich noch an Deine ersten Skisprungerfahrungen und hast Du auch mal andere Sportarten ausprobiert?

Puh, meine ersten Sprünge sind tatsächlich schon etwas länger her. Ich habe bereits mit sechs Jahren angefangen und meine erste Schanze war nur drei Meter groß. Skispringen war für mich schon immer die Sportart Nummer eins, trotzdem probiere ich auch viele andere Sportarten aus. Tennis und Squash spiele ich auch gerne mal mit meinem Bruder Richard.

Thomas Gutekunst (Deutsche Sporthilfe) und Frederike Suckert (DFL Stiftung) begrüßten gemeinsam die Athletinnen und Athleten beim Nachwuchselite-Treffen 2018. ©Witters

Thomas, die Nachwuchselite-Förderung, der Kern der Partnerschaft zwischen DFL Stiftung und Deutscher Sporthilfe, befindet sich gerade in einem Umstrukturierungsprozess. Was waren die Gründe dafür und was verändert sich für die Athletinnen und Athleten?

Mit der Umstrukturierung wollen wir die perspektivreichsten Nachwuchsathleten noch früher, noch besser fördern. Gemeinsam mit den Spitzenverbänden trauen wir uns zu, im Nachwuchsbereich punktuell die größten Talente herauszufiltern und diese dann so früh es geht auch finanziell zu unterstützen. Neben der finanziellen Förderung ist die Aufnahme in den ausgewählten Kreis der Nachwuchselite-Athleten für diese jungen Sportler aber auch ein besonderes Zeichen der Anerkennung ihrer bereits erzielten Leistungen und ihres großen Talents.

Selina, Du bist Teil der Nachwuchselite-Förderung. Welche Rolle spielt aus Deiner Sicht die Förderung am Anfang einer Karriere für eine Athletin oder einen Athleten?

Für jeden Athleten, der am Anfang seiner Karriere steht, ist diese Förderung auf jeden Fall sehr sinnvoll. Bei uns im Skispringen hilft es zum Beispiel enorm bei der Beschaffung und Finanzierung des teuren Materials, das in unserer Sportart eine wichtige Rolle spielt. Da ist solch eine Förderung mehr als hilfreich.

Thomas, im April hat Thomas Berlemann seinen Posten als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe angetreten – aus dem Homeoffice, genau wie die gesamte Belegschaft. Wie habt Ihr in Eurem Team die letzten Wochen während des Lock-Downs erlebt, habt Ihr neue Arbeitsweisen etabliert? 

Die vergangenen Wochen haben natürlich auch die Sporthilfe vor besondere Herausforderungen gestellt. Als neues Vorstandsteam haben wir die Situation genutzt, um uns kennenzulernen und als gesamtes Sporthilfe-Team weiter zusammenzuwachsen. Für die Sporthilfe war es vor allem wichtig, dass wir auch im Homeoffice wie gewohnt für die Athleten erreichbar waren, das hat gut geklappt. Da es keine Möglichkeit gab, Sportler im Trainingslager oder bei Wettkämpfen zu besuchen, haben wir auf anderen Kanälen intensiv den Kontakt zu Sportlern gesucht, um nah dran zu bleiben.

„Wir hoffen darauf, dass der Leistungssport Stück für Stück wieder in den Normalbetrieb zurückkehren kann – hoffentlich mit dem Highlight fairer und begeisternder Olympischer und Paralympischer Spiele 2021.“ (Thomas Gutekunst, Stiftung Deutsche Sporthilfe)

Zum Abschluss wagen wir noch einmal einen Ausblick: Wie sieht Euer perfektes Sportjahr 2021 aus?

Selina: Perfekt wäre es natürlich, den Platz in der höchsten Leistungsgruppe im Bundeskader zu halten, den ich mir letztes Jahr erarbeitet habe und in der sich auch die Medaillengewinnerinnen bei Olympia und Weltmeisterschaften befinden. Zusätzlich bin ich in meinem letzten Jahr bei den Junioren und eine goldene Medaille bei Junioren-Weltmeisterschaften fehlt mir noch …

Thomas: Wir hoffen darauf, dass der Leistungssport Stück für Stück wieder in den Normalbetrieb zurückkehren kann – hoffentlich mit dem Highlight fairer und begeisternder Olympischer und Paralympischer Spiele 2021. Aber auch und gerade für die Talente aus der Nachwuchselite-Förderung ist es wichtig, dass es wieder Wettkämpfe geben kann. Nur so können sie sich weiterentwickeln auf ihrem Weg in die Weltspitze. Der Profifußball hat es in Deutschland mit seinem erfolgreichen Konzept vorgemacht, mittlerweile folgen immer mehr Verbände mit guten Konzepten. Das stimmt mich optimistisch.

Vielen Dank!