17.12.2019
17.12.2019
Auch an der neuen Schule fühlt Marah sich nicht so wohl wie erhofft. Seit dem Sommer ist sie dort, wollte nach dem erfolgreichen Realschulabschluss jetzt das Fachabitur angehen, um dann zu studieren. Doch mit 20 ist sie viel älter als die anderen in ihrer Jahrgangsstufe, und weil sie eher still ist und ihr Deutsch noch nicht perfekt, findet sie keinen Anschluss, erzählt sie. Zusammen mit den Ansprechpersonen aus dem Bündnis will sie jetzt schauen, ob es möglich ist, eine neue Schule zu finden, an der sie sich wohler fühlt.
Und dann war da noch der Autounfall. Als Marah, ihre Mutter, die Brüder und ein Onkel Verwandte in Hamburg besuchen wollten, ging das Auto kaputt und brannte auf der Autobahn aus. Zum Glück ist niemandem etwas passiert – doch ein Großteil von Marahs Kleidung und der ihrer Familie ist verloren. Und der Schreck darüber, wie viel Glück sie alle hatten, sitzt noch immer tief. Eine Menge Rückschläge, die ein junger Mensch erst einmal verarbeiten muss. Trotzdem sieht Marah auch viel Positives im vergangenen Jahr.
„Es hat mir viel Spaß gemacht. Ich habe über den Fußball und das Bündnis viele nette Leute kennengelernt. Und ich habe auch gemerkt, was ich alles kann. Dafür bin ich ‚Willkommen im Fußball ‘ sehr dankbar.“
Und: Den Kopf in den Sand stecken will sie nicht. Gemeinsam mit Fatma, die sie im Begegnungszentrum „Adam ‘s Corner“ kennengelernt hat und die ihr eine „große Schwester“ geworden ist, will sie jetzt nach Möglichkeiten schauen, wie sie ihren Weg trotzdem gehen kann, vielleicht erst einmal mit einem Praktikum in einer Grundschule oder Kindertagesstätte. So scheint es, dass auch 2020 ein spannendes Jahr werden wird. Und sich vielleicht schon bald vieles zum Besseren wendet.
Auch die positiven Erlebnisse, die sie trotz der Rückschläge hat, machen Mut: Bei „Adam‘s Corner“, wo Marah einmal in der Woche ist und dort über „Willkommen im Fußball “ verschiedene Sportarten kennenlernt, wird gerade Badminton angeboten. Marah kennt das schon, also hat sie mit den Freundinnen geübt, Regeln erklärt, den anderen geholfen. „Einige wollen zur nächsten Stunde wiederkommen“, sagt sie, plötzlich lächelnd. Es ist nicht zu übersehen, wie viel Spaß ihr das macht. Und da wird klar, dass es nicht allein um Marah geht: Sie kann anderen jungen Frauen mit Fluchterfahrung Vorbild, Motivatorin und Mutmacherin sein. Einige der Mädchen, sagt sie, wollen auch Fußball lernen – und zwar, weil Marah gezeigt hat, dass es geht. Trotz Vorurteilen, trotz kultureller Unterschiede, trotz Kopftuch und Sprachbarrieren. „Du spielst ja mit den Füßen und nicht mit dem Kopf.“
Autorin: Alexandra Gehrhardt
Bildnachweis: DKJS/ Sabrina Richmann
Mehr zur Beitragsserie über Marah erfahrt ihr hier.
„Willkommen im Fußball“ ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, initiiert und gefördert von der DFL Stiftung und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Mehr Informationen zu „Willkommen im Fußball“ findet ihr hier.