21.02.2017

„Mit anderen Mannschaften sind sie einfach nicht so verbunden.“

Interview mit Ronald Uhlich, Trainer und Organisator im Bündnis Mainz, über das Interesse der geflüchteten Teilnehmer am regulären Spielbetrieb teilzunehmen und sich mit anderen zu messen.

Herr Uhlich, Sie haben im Bündnis entschieden, aus Spielern des offenen Trainings eine A-Jugendmannschaft anzumelden. Welche Vorteile sehen Sie in diesem Weg?

Wir sind mit einem offenen Angebot für Jugendliche gestartet. Das Interesse, am Spielbetrieb teilzunehmen, kam von den Jungs selbst. Der Leistungsgedanke war stark, da sie sich mit anderen messen wollten. Besonders ehrgeizige, gute Spieler haben schnell gewechselt oder sind von Jugendscouts angesprochen worden. Die Anmeldung der Mannschaft gibt jetzt auch den durchschnittlich talentierten Spielern eine Chance sich zu messen. Außerdem hat sich im offenen Angebot schon ein guter Zusammenhalt entwickelt, Freundschaften sind entstanden, die Jungs fühlen sich bei uns gut aufgehoben. Mit anderen Mannschaften sind sie einfach nicht so verbunden.

 

Bleibt so die Integration nicht auf der Strecke?

Nein, überhaupt nicht. In der A-Jugendmannschaft spielen auch fünf Jugendliche aus Mainz ohne Fluchthintergrund. Das Trainer-Team besteht zur Hälfte aus Deutschen und zur Hälfte aus Geflüchteten. Die gemeinsame Sprache auf dem Platz ist deutsch. Und ich finde übrigens, dass es genauso wertvoll ist, wenn Freundschaften z.B. zwischen Menschen aus Syrien und Afghanistan entstehen und die Spieler verschiedene Kulturen kennenlernen. Außerdem machen wir Enten auch sehr viel abseits vom Platz gemeinsam, da kommen die geflüchteten Spieler sehr viel in Kontakt mit Deutschen.

 

Wie sieht die formale Seite der Mannschaftsanmeldung aus? Wie lange hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert?

Wir haben mindestens ein halbes Jahr viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt. Wir mussten lange um eine Platzzeit kämpfen, zu der die Spieler und die Trainer auch Zeit haben. Außerdem war es ein wahnsinniger Aufwand die Spielerpässe zu organisieren. Bei uns spielen viele unbegleitete Minderjährige, wir mussten erstmal die Unterschriften von den verschiedenen Vormündern einsammeln. Beim Verband dauert die Bearbeitung dann auch.

 

Welchen Tipp geben Sie Bündnissen mit, die eine ähnliche Idee verfolgen?

Als erstes die Infrastruktur klären: Wo kann man zu einer vernünftigen Zeit trainieren. Bei uns hat es über die persönliche Ansprache von Vereinen besser funktioniert als über das Sportamt zu gehen.

Der Teamgeist, der Zusammenhalt war bei uns schon aus dem offenen Angebot da. Das ist wichtig, speziell wenn es sportlich nicht immer erfolgreich läuft. Die Lust am Spielen geht dann nicht verloren, weil die Leute sich mögen. Auf dem Platzt ist die Integrationsarbeit genauso wichtig wie neben dem Platz.

 

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