Die Veranstaltung ist auch eine Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Mit dem Programm „Willkommen im Fußball“ ermöglichen die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), die DFL Stiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration seit 2015 jungen Geflüchteten einen niedrigschwelligen Zugang zu Sportangeboten. In ihrer Eröffnungsrede bringt Dr. Heike Kahl, Vorsitzende der Geschäftsführung der DKJS, das Anliegen auf den Punkt: „Wir wollen Eure Perspektive kennenlernen. Wie können wir besser werden?“ Denn die Erkenntnisse aus den Workshops seien nicht nur für den Sport relevant, sondern für die Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen. Auch die Staatsministerin für Integration, Annette Widmann-Mauz, die das Programm fördert, hält viel von diesem Perspektivenwechsel. „Dadurch lernen wir, wie viele Steine Ihnen in den Weg gelegt werden“, sagt sie in ihrem Grußwort.
Aus den Workshop-Ergebnissen wurden fünf Handlungsempfehlungen für Sportvereine und -verbände, aber auch andere zivilgesellschaftliche Akteure, zusammengestellt. Eine Empfehlung darin lautet: Informationen teilen. Denn viele junge Geflüchtete möchten gerne mitmachen, wissen aber nicht wo.
„Ich wollte Fußball spielen. Aber jemand muss dir den Weg zeigen“, sagt beispielsweise Seid.
Der 21-Jährige hatte Glück: Ein Lehrer am Berufskolleg erfuhr zufällig von seinem Interesse am Fußball und vermittelte ihn an einen Verein. Inzwischen trainiert Seid selbst eine F-Jugendmannschaft und macht eine Ausbildung zum Sozialassistenten: „Ich fühle mich nicht mehr wie in einem fremden Land, sondern jetzt mache ich richtig mit.“
Maximilian Türck, Leiter Projekte und Kommunikation bei der DFL Stiftung, betont, dass es dabei wichtig ist, woher die Informationen kommen. Ein einfacher Aushang reiche manchmal nicht. „Erst wenn ein Mensch auf mich zukommt und mich einlädt, fühle ich mich wirklich willkommen.“
Eine Erfahrung, die viele geflüchtete Sportlerinnen und Sportler zudem machen, ist Rassismus – manchmal ganz offen, häufiger aber subtil und sogar von Menschen, die es eigentlich gut meinen und sich ihrer Vorurteile nicht bewusst sind. „Andere Spieler sind zu spät gekommen, haben den Gegner beleidigt und wurden trotzdem aufgestellt, während ich nicht spielen durfte“, erzählt Seid von seiner ersten Mannschaft. „Am Ende habe ich den Verein gewechselt.“ Im Fußball gebe es nicht mehr Vorurteile als in der Gesellschaft insgesamt, aber auch nicht weniger, meint Maximilian Türck von der DFL Stiftung. Vereine sollten sich daher aktiv mit dem Thema auseinandersetzen und gegebenenfalls auch Schulungen organisieren.
Eine andere Erkenntnis: Vereine haben manchmal falsche Erwartungen. Denn Menschen mit einer Fluchtgeschichte befinden sich zunächst in einer prekären Situation und haben nicht immer die Ressourcen, regelmäßig an Sportangeboten teilzunehmen. Wer sein Leben an einem fremden Ort ganz neu finden muss, für den ist Sport ein Luxus. Hier sei es Aufgabe der Vereine, sich in die Lage der Geflüchteten zu versetzen, sagt die Staatsministerin für Integration Annette Widmann-Mauz: „Wenn jemand zu spät oder gar nicht kommt, heißt das nicht, dass er keine Lust hat oder faul ist, sondern dass er vielleicht mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat.“