Andreas Luthe

12.04.2018

Hier kann man von Integration sprechen

In safe hands e.V. ist Teil der „Willkommen im Fußball„-Bündnisse in Bochum und Augsburg. Vereinsgründer und Profitorhüter Andreas Luthe spricht im Interview über Integration durch Fußball. 

„Willkommem im Fußball ist“ ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), initiiert und gefördert von der DFL Stiftung und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Andreas Luthe steht der DKJS Rede und Antwort und beschreibt dabei auch, warum es beim gemeinsamen Fußballspiel natürlich auch um Integration geht.

Sie sind Torwart beim FC Augsburg und gleichzeitig Gründer des Vereins In Safe Hands. Wie kam es zu In safe hands e.V. und was macht der Verein?

Zusammen mit einem ehemaligen Torwartkollegen und guten Freund, Jonas Ermes, habe ich den Verein im Jahr 2015 gegründet. Wir haben uns gefragt, was wir tun können, um geflüchteten Menschen zu helfen. Wir haben einfach den ersten Schritt gewagt und die öffentliche Aufmerksamkeit, die wir Fußballprofis bekommen, auch dazu genutzt, um ein deutliches Signal zu setzen – für eine offene Kultur, gegen Fremdenhass. Dann haben wir Spendenaufrufe gestartet, und sind irgendwann dazu gekommen, dass wir integrative Torwarttage für geflüchtete Kinder organisiert haben. Da sind dann geflüchtete Kinder zusammen mit in Deutschland schon verwurzelten Kindern auf den Trainingsplatz kommen und haben von uns angeleitet ein niedrigschwelliges Torwarttraining erhalten. Für viele war es das erste professionelle Training überhaupt. Wir haben dann relativ schnell die Erfahrung gemacht, dass nach zehn Minuten nicht mehr zu erkennen war, wer welche Herkunft hatte.

Daraufhin ist das ganze Projekt gewachsen und  wir haben es immer weiter vorangetrieben. Schließlich sind wir auch Teil der Bündnisses von Willkommen im Fußball in Bochum und Augsburg geworden.

"Wir haben dann relativ schnell die Erfahrung gemacht, dass nach zehn Minuten nicht mehr zu erkennen war, wer welche Herkunft hatte."

Aber kann man wirklich von schon Integration sprechen, wenn geflüchtete Kinder Fußball spielen?

Bei uns ist das ganz klar so: In Deutschland schon verwurzelte Kinder kommen mit geflüchteten Kindern auf den Trainingsplatz und üben gemeinsam Fußball und Torwartspiel. Allein dort findet ja schon die Integration statt. Dadurch dass der Fußball einfache Regeln hat, die jedes Kind schon spielerisch erlernt hat, bevor es zu uns kommt, ist es relativ leicht, Werte, die den Fußball ausmanchen, wie Toleranz, Respekt usw. an die Kinder weiterzugeben. Und diese Werte tragen die Kinder dann mit sich, vom Fußballplatz weg in die Gesellschaft in die Schulen, in ihre Kindergärten, und dann kann man von Integration sprechen.

Erfahren Sie durch Ihre Arbeitgeber, erst den VfL Bochum und jetzt den  FC Augsburg Unterstützung für Ihr Engagement?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es von den Vereinen sehr gute Unterstützung gab. Die Verantwortlichen dort waren erst verwundert, dass es um ein Projekt geht, was aus der Initiative von einem eigenen Spieler kommt. Das ist sehr ungewöhnlich im Profifußball, dass ein Spieler aktiv wird und sagt: Ich möchte mich engagieren. Das ist selten.

Wir haben das Projekt 2015 in Bochum umgesetzt, und es läuft dort immer noch, obwohl ich nicht mehr aktiver Spieler des VfL Bochum bin. Das zeigt auch, wie offen der VfL dem gegenüber war. Und auch in Augsburg, haben wir viel Unterstützung bekommen.

Fußball ist vielfältig. Warum funktioniert das Miteinander hier so gut und was kann die Gesellschaft, insbesondere auch unser Bildungssystem vom Fußball lernen?

Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass man die Erwartungen an die Geflüchteten nicht zu hoch setzen sollte. Und, dass man vor allem ein niedrigschwelliges Angebot schaffen sollte. Das versuchen wir bei In safe hands auch so umzusetzen: ein offenes Angebot für Mädchen und Jungen gleichermaßen, ohne große Hürden, für jeden leicht zu erreichen. Dieses Prinzip lässt sich auf Bildung und Ausbildung ausweiten.

Uns geht es doch genauso, wenn wir in ein anderes Land kommen: Da versteht man die Strukturen oftmals nicht und um voranzukommen braucht man leicht verständliche, niedrigschwellige Angebote, die man ohne Probleme mit gewissen Lücken auch was die Sprache angeht verstehen und umsetzen kann. Und das ist glaube ich etwas, was wir in Zukunft weiter verfolgen sollten.

"Man braucht leicht verständliche, niedrigschwellige Angebote, die man ohne Probleme mit gewissen Lücken auch was die Sprache angeht verstehen und umsetzen kann."

Mehr Informationen zu „Willkommen im Fußball“ finden Sie hier.

Das Interview führte unser Programmpartner die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung. Sie finden es hier.