Sport spielt für dich eine ganz wichtige Rolle. Welche Bedeutung hatte der Sport für dich in der Zeit nach deinem Unfall?
Der Sport hat mir gezeigt, dass ich gar nicht so eingeschränkt bin, wie viele vielleicht behauptet haben. Ich habe relativ schnell für mich entschieden: Ich will alles ausprobieren. Ich habe alles getestet, auch oft gegen den Willen meiner Eltern. Meine Mama war nicht begeistert, als ich nach dem Unfall wieder das erste Mal auf dem Wakeboard stand. Aber durch den Sport habe ich direkt gemerkt, dass ich doch alles machen kann und dass ich genauso leistungsfähig sein oder werden kann wie zuvor. Das war immer wichtig für mich und da hat mir der Sport geholfen.
Welche Werte transportiert der Sport für dich?
Es sind viele Werte. Bei uns im paralympischen Sport sind es vielleicht sogar noch ein bisschen andere Werte als im olympischen Sport. Für uns ist das Gemeinschaftsgefühl sehr ausgeprägt. Die Bedeutung spürt man auch. Wir sprechen daher immer von der „paralympischen Familie“. Aber auch Fair Play und Teilhabe sind wichtige Werte im Sport. Einmal ist einem Sportler bei einem Wettkampf die Spikesohle abgefallen und er hätte eigentlich nicht starten können. Da haben wir Athleten gemeinsam – ich hatte einen Kleber dabei, ein anderer ein Tape – die Sohle repariert, damit er am Wettkampf teilnehmen kann. Das ist auch einfach für Außenstehende eine schöne Botschaft. Wir helfen uns, um auf Augenhöhe gegeneinander anzutreten. Und am Ende des Tages gewinnt derjenige, der am besten ist und nicht derjenige, der die beste Technik und Ausrüstung hat.
Welche drei Dinge sind für dich unverzichtbar?
Meine Familie ist auf jeden Fall unverzichtbar und wahnsinnig wichtig für mich. Sie ist der Rückhalt. Außerdem mein Sport, der aktuell der Mittelpunkt meines Lebens ist, der mir großen Spaß macht und durch den ich viel gelernt habe. Das Dritte ist meine Prothese. So banal es auch klingen mag, aber ohne Prothese könnte ich nicht das tun, was ich heute tun kann. Sie ist auf jeden Fall ein wichtiger Teil meines Lebens.

Ein sportliches Highlight: Gold bei den Paralympischen Spielen 2012 in London. ©Julian Finney/Getty Images
Was war dein sportliches Highlight und warum?
Da gibt es ein paar. Ganz besonders ist mir meine erste Goldmedaille bei den Paralympics 2012 in London im Kopf hängen geblieben. Meine Eltern und Freunde waren auch vor Ort. Das war ein Moment, in dem alles auf einmal Sinn gemacht hat. Und 2016 bei den Paralympischen Spielen in Rio durfte ich als Fahnenträger einlaufen. Die Ehre wird nicht vielen zuteil. Im Rücken die gesamte deutsche paralympische Mannschaft zu haben und diese zu repräsentieren, das war schon ein ganz besonderer Moment. Und dann auch noch beim Wettkampf abzuliefern, zweimal Gold zu gewinnen. Das war wirklich unglaublich.
Was nimmst du dir für die anstehende WM in Dubai vor?
Das Ziel ist auf jeden Fall, den WM-Titel zu verteidigen und möglichst nah an meine Bestleistung zu springen. Letztes Jahr lief es sehr gut und ich habe das Gefühl, ich kann dieses Jahr anschließen. Ich konnte leider wegen einer Verletzung an zwei Wettkämpfen nicht teilnehmen, aber der erste war schon mal richtig gut. Ich merke, da geht noch etwas. Und ich hoffe, dieses ‚Etwas‘ kommt dann pünktlich zur WM hervor.
Markus, vielen Dank für das Gespräch.