Schwarzer Stempel "Zusammen gegen Rassismus; 100 Prozent Menschenwürde" und "Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus" auf gelbem Hintergrund.

15.03.2022

Nachgefragt: Es ist wichtig, dass wir den von Rassismus betroffenen Menschen mehr und aufmerksamer zuhören

Vom 14. bis 27. März finden die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt, die die DFL Stiftung seit 2009 unterstützt. Im Interview mit uns spricht Moritz Glenk von der Stiftung gegen Rassismus über die Botschaft und Entwicklung der Aktionswochen sowie die Rolle des Sports.

Moritz, die Internationalen Wochen gegen Rassismus sind euer größtes „Projekt“. Was steckt dahinter und was ist deren Ziel?

Bei friedlichen Demonstrationen gegen das südafrikanische Apartheitsregime am 21. März 1960 schoss die Polizei in die Menge und 69 Menschen wurden getötet, darunter acht Frauen und zehn Kinder. Sechs Jahre später wurde der 21. März von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag zur Überwindung von rassistischer Diskriminierung“ ausgerufen, noch einmal einige Jahre später wurde an die Mitgliedsstaaten appelliert, daraus eine Aktionswoche zu machen, um die Solidarität mit den Betroffenen zu verdeutlichen. In Deutschland sind es seit 2008 zwei Wochen, und in den letzten Jahren ist das beeindruckende Engagement der Tausenden Aktiven vor Ort und die Anzahl und Vielfalt der Aktionen beständig gestiegen.

 „Wir alle sollten gemeinsam als Gesellschaft in diesen schwierigen Zeiten für ein friedliches und solidarisches Miteinander eintreten.“

Moritz Glenk von der der Stiftung gegen Rassismus.

„Haltung zeigen“ ist das Motto der diesjährigen Aktionswochen. Warum ist die Botschaft der Internationalen Wochen so wichtig?

Bedauerlicherweise ist in den letzten Jahren die Zahl rassistisch motivierter Straftaten wieder erheblich gestiegen. Bürgerinnen und Bürger aus der Mitte der Gesellschaft demonstrieren ohne Berührungsängste zusammen mit Rechtsextremen und die Abwertung von vermeintlich „Fremden“, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Geflüchteten ist weit verbreitet. Zum Glück zeigt sich im Moment in der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine eine andere Seite der Gesellschaft, eine beeindruckende Willkommenskultur. Wir alle sollten gemeinsam als Gesellschaft in diesen schwierigen Zeiten für ein friedliches und solidarisches Miteinander eintreten und Haltung zeigen für die Solidarität mit Geflüchteten, gleich welcher Herkunft und gegen jede Form von Gewalt, Hass und Ausgrenzung.

„Sport hat ein unglaubliches Potenzial, Menschen gleich welcher Herkunft zusammen zu bringen.“

Erstmalig findet in diesem Jahr der Aktionstag #BewegtGegenRassismus am 27. März statt: Was glaubst du, kann der Sport und in unserem Fall der Fußball zu einem friedlichen Miteinander beisteuern?

Sport hat ein unglaubliches Potenzial, Menschen gleich welcher Herkunft zusammen zu bringen. Das gemeinsame Bewegen kann Brücken schaffen und Vorurteile überwinden. Gerade der Fußball kann alle sprachlichen, sozialen und kulturellen Barrieren überwinden und damit einen wertvollen Beitrag für ein friedliches Miteinander leisten. Ich hoffe, dass der gemeinsam mit dem DFB, der Deutschen Sportjugend, Eintracht Frankfurt und Euch erfolgte Aufruf zum Aktionstag auch einen Beitrag dazu leisten kann und unsere gemeinsame Botschaft verbreitet: Wir stehen zusammen – gegen Rassismus und für 100% Menschenwürde.

Aktionstag #BewegtGegenRassismus 27. März 2022

Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus findet zum ersten Mal der Aktionstag #BewegtGegenRassismus statt. Gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Deutschen Sportjugend im DOSB (dsj), Eintracht Frankfurt (Botschafter der IWgR 2022) und der Stiftung gegen Rassismus rufen wir Aktive, Sportvereine und Sportorganisationen bundesweit dazu auf, rund um den 27. März 2022 Sportveranstaltungen und -aktivitäten durchzuführen und mit Sport und Bewegung in der Gruppe oder einzeln die Botschaft zu verbreiten: Wir stehen zusammen – gegen Rassismus und für 100% Menschenwürde.

Zum Abschluss: Wie kann aus deiner Sicht jede und jeder Einzelne dazu beitragen, dass Rassismus in unserer Gesellschaft keine Rolle spielt?

Zunächst einmal ist es sehr wichtig, dass wir alle den von Rassismus betroffenen Menschen mehr und aufmerksamer zuhören und diesen genügend Raum im öffentlichen Diskurs geben. Allerdings werden wir einen Wandel in der Gesellschaft und im Diskurs nicht hinbekommen, ohne dass sich die Mehrheitsgesellschaft und nicht-betroffene Menschen auch engagieren, fundiert mit dem Thema auseinandersetzen und öffentlich klar gegen antisemitische, rassistische oder sonstige menschenfeindliche Äußerungen positionieren. Dabei sollten nicht-betroffene Menschen ihre eigene Position in der Gesellschaft reflektieren, sich ihrer Privilegien bewusst sein und möglichst solidarisch mit Betroffenen handeln. Aktuell bieten die über 1.500 Veranstaltungen während der Internationalen Wochen gegen Rassismus großartige Möglichkeiten, um in diesen komplizierten Zeiten für ein friedliches Miteinander vor Ort Haltung zu zeigen.

Die Stiftung gegen Rassismus plant und koordiniert die jährlichen Internationalen Wochen gegen Rassismus in Deutschland. Darüber hinaus entwickelt und fördert sie Modellprojekte zur Überwindung von Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten wie beispielsweise das Projekt „SCHULTER AN SCHULTER“ (SaS), das solidarische Aktionen nach rassistischen und antisemitischen Anfeindungen anregt.

Mehr Informationen findest du hier: