21.02.2017

„Keine Extras für die Jungs“

Interview mit Murat Korkmaz, dem Trainer im Bündnis Braunschweig, der Empathie und Geduld auf beiden Seiten als wichtiges Element in der Arbeit mit Geflüchteten betrachtet. 

Herr Korkmaz, Sie trainieren vor allem unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Braunschweig. 50 Jugendliche haben Sie bereits in regionale Amateurvereine vermittelt. Wie stellen Sie den Kontakt her?

Es sind mit der Zeit sogar noch mehr Jugendliche geworden. Sie spielen aber auch nicht mehr alle in den Vereinen, da sie auch für sich Alternativen gefunden haben. Der Kontakt besteht meist schon durch meine persönlichen Beziehungen zu den hiesigen Vereinen. Da ist oft ein Anruf oder ein gemeinsamer Besuch des Trainings ausreichend. Dies bedeutet aber, dass ein sehr gutes Netzwerk bestehen und auch gepflegt werden muss.

 

Gab es auf Seiten der Amateurvereine oder der Jugendlichen Vorbehalte?

Natürlich ist man nicht in jedem Verein sofort auf offene Ohren gestoßen. Es gab auch Misstrauen. Dieses musste ich, in Zusammenarbeit mit den Vereinstrainerinnen und -trainern, abbauen.

 

Wie haben Sie das gemacht?

Die anfängliche Skepsis bei einigen Trainerinnen und Trainern habe ich damit versucht abzubauen, indem ich sie zu unserem offenen Training eingeladen habe. Sehr gut war auch das Aufeinandertreffen bei Turnieren, die sportlich engagiert, aber immer fair abliefen. Damit konnte man einiges auflockern.

Einige Eltern nahmen sogar ihre Kinder aus den Mannschaften. Daher war es wichtig, dass dann der Verein Position bezog. Natürlich läuft solch eine Eingliederung nie völlig reibungslos, aber es ist ein sehr gut angenommenes und etabliertes Projekt geworden. Jetzt ist es eher so, dass Trainerinnen und Trainer auf mich zukommen und fragen, ob es Spielerinnen und Spieler gibt.

 

Was wissen die Jugendlichen, wenn sie zu Ihnen ins Training kommen, bereits über das deutsche Vereinswesen?

Im Normalfall noch gar nichts. Für die meisten ist es auch schwer bis gar nicht zu verstehen, dass sie sich gedulden müssen, um an offiziellen Spielen teilnehmen zu können. Dass diese bürokratischen Abläufe hier notwendig sind, können sie nicht nachvollziehen.

 

Was sind Voraussetzungen, damit sich die Jugendlichen in den Vereinen wohl und zugehörig fühlen?

Was dafür notwendig ist, ist ganz einfach: Keine Extras für die Jungs, ein gewisses Maß an Flexibilität bei den Offiziellen, Empathie und Geduld auf beiden Seiten. Wir müssen alle lernen, aufmerksam miteinander umzugehen, denn nur so können wir auch voneinander lernen. Die Aufgabe ist sehr bereichernd für alle Seiten.