01.04.2013
01.04.2013
Im Herbst gab die Bundesliga-Stiftung den Startschuss für das Leuchtturmprojekt „Fußball trifft Kultur“. Durch die Kombination von Fußballtraining und Förderunterricht sollen benachteiligte Kinder zum Lernen motiviert werden. Spielerisch werden so ihre persönlichen Chancen in unserer Gesellschaft verbessert.
„Schubsen wir?“ „Neiiiiin!“ „Ärgern wir?“ „Neiiiin!“ „Klettern wir?“ „Neiiiiin!“ „Was passiert, wenn doch?“ „Gelbe Karte, rote Karte!“ „Gut, los geht s.“
Sandro Perri ist Trainer des 1. FFC Frankfurt und zweimal in der Woche Coach von 24 Dritt- und Viertklässlern der Albert- Schweitzer-Schule in Frankfurt, die an dem Projekt „Fußball trifft Kultur“ teilnehmen. „Kinder sind beim Fußball alle gleich“, sagt er, „sie jubeln tricksen und dribbeln. Das Wichtigste, was sie hier lernen, ist Regeln einzuhalten.“
Gleiches Projekt, anderer Ort – die Grundschule an der Leipziger Straße in Gelsenkirchen. Marc Gabler ist U12-Trainer beim FC Schalke 04 und teilt die Erfahrungen von Sandro Perri. „Als wir 2011 das Projekt starteten, hatten wir einen disziplinlosen Haufen. Aber mittlerweile hören sie wie eine Eins.“ Derzeit wird das Projekt „Fußball trifft Kultur“ bundesweit an sechs Standorten mit elf Projekten an Schulen in sozialen Brennpunkten angeboten.
Der Ablauf ist vorgegeben: Zweimal die Woche treffen sich 24 Kinder für 45 Minuten Fußball und 45 Minuten Förderunterricht. In der Schulkonferenz wird besprochen, welche Schüler in das Projekt aufgenommen werden. Vorrangig sind dies besonders förderungswürdige Kinder, die oftmals keine oder nur rudimentäre Kenntnisse der deutschen Sprache besitzen und bei denen zu Hause Deutsch auch keine Rolle spielt.
Der Fußball soll als Lokomotive dienen, um die Kinder spielerisch mit der Sprache ihres neuen Heimatlandes in Kontakt zu bringen. „Die Teilnehmer empfinden den Unterricht nicht als Belastung. Ich höre immer wieder, dass sie traurig sind, wenn er mal ausfallen sollte und dass die Projekt-Kinder von anderen sogar etwas beneidet werden“, sagt Karin Plötz. Sie ist Direktorin der LitCam und hat die Idee zu „Fußball trifft Kultur” entwickelt.
Die Bundesliga-Stiftung setzt seit 2012 das Gesamt-Projekt in Kooperation mit dem Träger LitCam und weiteren lokalen Partnern wie „Schalke hilft!“ um. Ziel ist es, das Modell, das 2007 in Frankfurt als Versuch ins Leben gerufen wurde, auf weitere Standorte zu übertragen. Darüber hinaus soll gemeinsam an der inhaltlichen Weiterentwicklung sowie der Qualifizierung der einzelnen Standorte gearbeitet werden.
Es sind ganz normale Kinder, lustige Typen, schüchterne Typen, Mädchen, Jungen vereint am Ball und auf dem Weg zum Unterricht. Es ist Prinzip des Förderderprojekts, dass der Unterricht von externen Profis abgehalten wird. Trainer von Bundesligavereinen und Sprachlehrer von anderen Schulen oder Institutionen. „Meine Mama
kann ein bisschen Deutsch, mein Papa auch. Ich kann aber Deutsch und Türkisch und bringe meinen Eltern jetzt Deutsch bei“, erzählt Hidayet (9), ein kleiner blonder Junge aus der Türkei auf dem Weg zum Deutschunterricht. „Ich kann Arabisch, Deutsch und Russisch, bin aber trotzdem sitzen geblieben, dieses Schuljahr schaffe ich es aber“, ruft sein Freund von hinten.
„Wir sind absolut überzeugt von diesem Modell. Durch die Kombination von Fußballtraining und Förderunterricht erhalten sozial benachteiligte Kinder genau die Impulse, die sie benötigen, um Schlüsselqualifikationen wie ein besseres soziales und kommunikatives Verhalten zu entwickeln“, sagt Kurt Gaugler, Geschäftsführender Vorstand der Bundesliga-Stiftung. Fußball ist größer als sein Spiel, Fußball kann mehr. „Genau dieses Mehr nutzen wir mit der Bundesliga-Stiftung“, betont Gaugler.