25.09.2015
25.09.2015
Auf einem kleinen Fußballplatz in einer nordwestlichen Vorstadt von Berlin, ist eine bunte Mischung von Menschen zusammengekommen: Daniela Schadt ist vor Ort, die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck, außerdem Werner Gegenbauer, Präsident von Hertha BSC und auch Herthinho, das Herthaner Maskottchen. Im Rampenlicht stehen aber die etwa 50 jungen Flüchtlinge, die hier Fußball spielen.
Daniela Schadt ist in ihrer Funktion als Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) zu Besuch zum SC Siemensstadt gekommen. Bundesregierung und Bundesliga-Stiftung fördern das bundesweite Projekt der DKJS zur Integration von Flüchtlingen durch den Fußball. In Berlin besteht das Willkommensbündnis aus dem Amateurclub SC Siemensstadt, der Sport- und Integrationsorganisation „Champions ohne Grenzen e.V.“, und dem Bundesligisten Hertha BSC.
Das Konzept ist einfach: Junge Flüchtlinge spielen jede Woche zusammen Fußball. Der SC Siemensstadt stellt dafür seinen Platz zur Verfügung, mit Hilfe von Hertha BSC und der Organisation „Champions ohne Grenzen e.V.“ werden Trainer organisiert und mit den Flüchtlingen zusammengeführt. Daniela Schadt spricht von einer “besonderen Kooperation”.
Das wöchentliche Fußballtraining gebe den jungen Geflüchteten wieder etwas, worauf sie sich freuen könnten. Dadurch seien sie Teil eines Teams, und erfahren das Gefühl von Zugehörigkeit, so Schadt. Die Freude ist deutlich zu sehen. Von den rund 50 jungen Männern, die zum Training gekommen sind, spielt der Großteil stolz im Hertha BSC-Dress. Sie haben sichtbar Spaß und trainieren leidenschaftlich. “Es ist wunderbar, wie sehr sie sich freuen, mal Fußball spielen zu können” sagt Muriel Zenk, Sozialarbeiterin bei einer Flüchtlingsunterkunft in Spandau. Zenk hat an diesem Tag 10 Jungs aus der Unterkunft mitgebracht, allesamt Jugendliche, die aus Afghanistan geflüchtet sind. “Die, die nicht kommen dürfen, sind immer sehr enttäuscht”, so Zenk.
Berlin ist einer der 20 Standorte, in denen das von der Bundesliga-Stiftung initiierte Projekt “Willkommen im Fußball” startet. In allen Städten wird es von “Willkommensbündnissen” ausgeführt. Diese bestehen aus lokalen Initiativen, Amateurvereinen und einem Club der Bundesliga oder der 2. Bundesliga. “Dass es gerade an 20 verschiedenen Standorten stattfindet zeigt, dass die Bundesliga-Vereine gut zusammenarbeiten”, sagt Werner Gegenbauer, Präsident von Hertha BSC. Hertha ist einer der zahlreichen Bundesliga-Clubs, die in dieser Saison Flüchtlinge zu Pflichtspielen eingeladen haben. Solche Aktionen sind gut, meint Gegenbauer, aber bei “Willkommen im Fußball” geht es um mehr.
“Flüchtlinge ins Stadion einzuladen ist eine Willkommensgeste. Bei dieser Initiative wollen wir aber dazu beitragen, dass die Integration auch wirklich funktioniert. Das Projekt ist auf Dauer angelegt.”, sagt er. Nicht nur die wöchentlichen Trainingseinheiten gehören dazu. Wie Gegenbauer betont, hat diese Initiative noch größere Ziele. Nach dem Training bietet „Champions ohne Grenzen“ den Flüchtlingen Beratung zur Berufsorientierung, während Hertha BSC schon Stadionführungen zum Thema “Berufe am Spieltag” organisiert. Alle Bündnispartner sollen dabei helfen, Ausbildungsplätze und Praktika für Flüchtlinge zu finden.
Im Kern steht aber immer der Fußball. Mohammed Ahmadi, der selbst als Flüchtling nach Deutschland kam und mittlerweile bei „Champions ohne Grenzen“ als Trainer tätig ist, beschreibt es so: “Durch Fußball bekommt man einen freien Kopf. So kann man besser darüber nachdenken, was man tun muss und wie man überlebt.“
Ein bisschen Raum zum Denken hätten in dieser Zeit wohl alle gerne – von den mächtigsten Politikern Europas bis zu den Menschen, die vor Krieg und Armut flüchten, wie Mohammed. Auf dem Spielplatz des SC Siemensstadt scheint Mohammeds These schon aufzugehen: Beim Fußballspielen ist der Kopf freier. Das ist deutlich zu sehen.