14.09.2022
14.09.2022
Lars Pauly arbeitet seit 2019 bei der DFL Stiftung und ist für das Leuchtturmprogramm „Lernort Stadion“ zuständig. „Lernort Stadion“ nutzt die Fußballbegeisterung vieler Jugendlicher und verlegt politische Bildungsangebote an einen besonderen Ort: das Fußballstadion.
Schulklassen und Jugendgruppen kommen für bis zu fünf Tage ins Stadion, um sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen und den besonderen Lernort bei einer Stadionführung zu erkunden. Wir haben Lars drei Fragen gestellt.
Lars, erklär doch bitte mal kurz und knapp, was deine Aufgaben bei „Lernort Stadion“ sind.
Bei unserem Leuchtturmprogramm „Lernort Stadion“ arbeiten wir sehr eng mit dem Dachverband aller Lernzentren, dem Lernort Stadion e.V., zusammen. Der Dachverband fördert und vernetzt die aktuell 24 Lernzentren aus der ganzen Republik, vertritt die Interessen der Mitglieder nach Außen und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Meine Aufgabe ist es hier, an der strategischen Ausrichtung des Programms mitzuwirken und unsere Perspektive als Hauptförderin einzubringen.
Zudem übernehme ich bei uns das Fördermanagement für „Lernort Stadion“. Die Lernorte können jährlich Förderanträge bei uns stellen. Ich bin im engen Austausch mit den Ansprechpersonen, bespreche Planungen und gebe Impulse und Informationen zur Weiterentwicklung.
Zudem begleite ich gemeinsam mit dem Lernort Stadion e.V. den Aufbau und die Konzepterarbeitung von neuen Lernzentren.
Gerade habt ihr am Darmstädter Lernort eine sogenannte „Methodenwerkstatt“ durchgeführt. Was kann man sich darunter vorstellen?
Die Methodenwerkstatt wird einmal jährlich an einem ausgewählten Lernzentrum vom Lernort Stadion e.V. organisiert. Es werden Praxisansätze der außerschulischen Jugendbildung für den Fußball- und Stadionkontext adaptiert, speziell entwickelt und erprobt. Expert*innen anderer Fachbereiche werden hier mit einbezogen und neue fachliche Impulse gesetzt. Mit dabei sind die Koordinierungspersonen und Referierenden aller Lernzentren.
In Darmstadt war das Schwerpunktthema des Treffens „Klassismus“. Dabei handelt es sich um eine Unterdrückungsform aufgrund von Klassenherkunft oder Klassenzugehörigkeit (vgl. Kemper/Weinbach 2009). In der Reflektion der eigenen Klassenzugehörigkeit wurde sich dem Thema genähert und verschiedene Methoden zur Einführung des Themas bei Jugendlichen ausprobiert.
Besonders bei Methodenwerkstätten ist, dass sich die Mitarbeitenden der Lernzentren sehr viel austauschen können und so voneinander lernen.
Was hat dir besonders gut gefallen und welche Erkenntnisse möchtest du mit uns teilen?
Zum Abschluss der Methodenwerkstatt haben wir ein neu entwickeltes Planspiel ausprobiert. In einem Fußballszenario wurde der Umgang mit Rassismus thematisiert und anhand verschiedener Diskussionsformate behandelt. Die Teilnehmenden haben verschiedene Perspektiven im Fußballkontext eingenommen, wie zum Beispiel die einer Schiedsrichterin, eines Vereinsfunktionärs oder auch die der Medien. Gemeinsam haben wir einen fiktiven Vorfall bei einem Fußballspiel besprochen, Lösungen erarbeitet und versucht, einen Konsens zu finden.
Das praktische Ausprobieren dieses von einer Gruppe von Lernort Stadion-Mitarbeitenden entwickelten Planspiels hat sehr viel Spaß gemacht und bei der anschließenden Reflexion haben wir festgehalten, dass es sich dabei um eine sehr spannende Methode handelt, um Jugendliche für gesellschaftlich relevante Themen zu sensibilisieren.
Generell wurde bei dieser Methodenwerkstatt deutlich, dass es wichtig ist, die eigenen Methoden stets zu evaluieren, weiterzuentwickeln und anzupassen. Genauso wichtig ist es, dass sich die Themen und Inhalte an der Lebensrealität der Jugendlichen orientieren und die Angebote niedrigschwellig sind. Hinsichtlich des diesjährigen Schwerpunktthemas Klassismus wurde den Teilnehmenden deutlich, dass eine Sensibilisierung für das Thema dabei helfen kann, Verhaltensweisen und Dynamiken innerhalb einer Gruppe zu verstehen.
Danke für den Einblick!
Quelle: Kemper, A., & Weinbach, H. (2009). Klassismus: Eine Einführung. Münster: Unrast.