28.03.2023

„Rassismus kann Menschen davon abhalten, am Sport teilzuhaben“

Am 21.03.2023, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, fand das zweite digitale Transferfenster der DFL Stiftung zum Thema „Misch Dich ein – Strategien gegen Alltagsrassismus“ statt. Rund 80 Gäste nahmen an der von Anne Chebu moderierten digitalen Talkrunde teil, in der das Motto der diesjährigen „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ – „Misch Dich ein“ – im Fokus stand.

Laut der Auftaktstudie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor 2022 haben 22 Prozent der Bevölkerung in Deutschland bereits Rassismus erfahren. 90 Prozent der Deutschen sehen in Rassismus ein Problem im Alltag. Knapp 70 Prozent sind bereit, sich gegen Rassismus zu engagieren.

In der digitalen Talkrunde haben

  • Johannes Böing (Leiter des Dortmunder Standortes von „Lernort Stadion“, dem „BVB-Lernzentrum“)
  • Nadine Brömme (Co-Gründerin und -Geschäftsführerin der Vernetzungsstelle gegen Hatespeech „Das NETTZ“)
  • Dr. Lorenz Narku Laing (Gründer und Geschäftsführer der Vielfaltsprojekte GmbH sowie Professor für Sozialwissenschaften und Rassismusforschung an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe)

Einblicke in ihre Arbeit und konkrete Handlungsempfehlungen gegeben, wie sich jede*r im Alltag, speziell im Sport und in den sozialen Medien gegen Rassismus einsetzen kann.

„Rassismus kann Menschen davon abhalten, am Sport teilzuhaben“

Prof. Dr. Lorenz Narku Laing ging in einem kurzen Impuls zu Beginn des Talks auf das Thema „Rassismus im Sport“ ein. Dabei wies er darauf hin, dass Rassismus im Sport nicht von allein verschwinden werde, sondern alle gemeinsam etwas dagegen unternehmen müssen. Rassistische Diskriminierungen führten oftmals dazu, dass sich Personen vom Sport abwenden: „Rassismus kann Menschen davon abhalten, am Sport teilzuhaben.“

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung gaben die drei Protagonist*innen Tipps und Empfehlungen, wie jede*r sich einbringen an, um Rassismus zu stoppen.

Empfehlungen für den Alltag:

  • Jede*r einzelne muss sich immer wieder selbst in die Verantwortung nehmen und sich gegen rassistische Tendenzen und rassistische Diskriminierungen einsetzen und es auch laut aussprechen: in der Bahn, am Arbeitsplatz, im Stadion
  • Eine Form des Engagements kann auch sein, Geld an Organisationen zu spenden, die sich für Vielfalt und Menschen mit Diskriminierungserfahrungen stark machen
  • Menschen mit Diskriminierungserfahrung sollte eine Plattform geboten werden, um ihre Erfahrungen zu teilen
  • Es braucht „Leuchtturmfiguren“, die sich mit ihrer Reichweite und Bekanntheit öffentlich positionieren

Handlungsempfehlungen für Sportvereine:

  • Einen Schutzraum für Menschen bieten, die in Sportstätten diskriminiert werden oder sich unwohl fühlen
  • Relevante Positionen in Vereinen vielfältig besetzen
  • Die Fanszene in den Prozess miteinbeziehen und gemeinsam gestalten (nicht von oben herab)
  • Beauftragte und Meldestelle für Diskriminierung etablieren, an die sich Personen mit Diskriminierungserfahrungen wenden können
  • Aktionen auf Social Media durchführen, die zeigen, für welche Werte der Verein steht und dass Rassismus und Diskriminierung nicht akzeptiert werden
  • In Stadiondurchsagen, Stadionheften oder in der Satzung für Vielfalt positionieren und aufzeigen, an wen man sich im Falle einer Diskriminierung wenden kann
  • Förderung von Personen mit Diskriminierungserfahren in Vereinsstrukturen
  • Den eigenen Verband adressieren und signalisieren, dass Verein Antidiskriminierungsarbeit wichtig ist und dabei konkrete Erwartungen bzw. Forderungen formulieren (mehr Unterstützung, Informationen, finanziellen Support etc.)
  • Trainer*innen als Wertevermittler*innen stärken
  • Richtlinien entwickeln, wie Verein mit Interkulturalität und Interreligiosität umgeht (Essensangebot, Beachtung von Feiertagen, …)
  • Trainingslager und Trainingseinheiten für interkulturelle und politische Bildung nutzen (z.B. Anti-Rassismus-Arbeit thematisieren; externe Expert*innen einbinden)

Handlungsempfehlungen für digitale Kanäle:

  • Als Inhaber*in/Community-Manager*in eines Social-Media-Kanals sollten rassistische und diskriminierende Kommentare nicht direkt gelöscht, sondern erst einmal gemeldet werden. Wenn Kommentare gelöscht sind, können sie nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden. Wichtig ist, dass rechtssichere Screenshots erstellt werden

    Quelle: Hate Aid, Engagiert trotz Hass. Handlungsmöglichkeiten bei digitaler Gewalt auf kommunaler Ebene, S. 12 (https://hateaid.org/wp-content/uploads/2023/01/HateAid-Krisenplan_digital.pdf)

  • Rassistische und diskriminierende Kommentare können jederzeit bei der „Meldestelle respect!“ gemeldet werden.
  • Gegenrede betreiben:
    • Als Inhaber*in/Community-Manager*in eines Social-Media-Kanals kann auf eigene Netiquette-Regeln verwiesen werden (Jede Organisation sollte über Verhaltensregeln für eine respektvolle und angemessene Kommunikation auf den Social-Media-Kanälen verfügen). Wenn dagegen verstoßen wird, kann man sich darauf beziehen. Wenn dies nicht ausreicht, können Profile blockiert und die Inhalte gemeldet werden.
    • Wenn es sinnvoll erscheint, kann man mit Personen, die einen rassistischen oder diskriminierenden Kommentar verfasst haben, ins Gespräch gehen und sie darauf hinweisen, dass bestimmte Aussagen/Formulierungen nicht in Ordnung sind.
    • Eine sehr niedrigschwellige Unterstützungsform ist das Liken eines Kommentars der Gegenrede. So drückt man aus, dass man nicht mit der rassistischen Äußerung einverstanden ist. Je mehr Likes ein Kommentar hat, desto weiter oben wird er unter einem Beitrag gerankt.
  • Initiativen wie „Love Storm“ oder „Ich bin hier“ können kleinere Vereine und Organisationen dabei unterstützen, Gegenrede zu üben und Inhalte zu melden